Schwaben

Schwaben

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Schwa|ben; -s:
Region in Südwestdeutschland.

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I
Schwaben,
 
von den Sweben abgeleiteter, ursprünglich für die Bevölkerung des alten Herzogtums Schwaben verwendeter Volksname, der ab etwa 900 die alte Stammes-Bezeichnung Alemannen verdrängte. Heute versteht man im engeren Sinn unter Schwaben - in Abgrenzung zur Alemannisch sprechenden Bevölkerung - nur noch die Schwäbisch sprechenden Bewohner Altwürttembergs, Oberschwabens und des bayerischen Schwabens bis zum Lech (deutsche Mundarten). In volkskundlicher Hinsicht bilden die Schwaben und die Alemannen, abgesehen von regionalen Unterschieden, eine Einheit.
 
 
H. u. E. Schwedt: Schwäb. Volkskunst (1981);
 E. Schwedt: Schwäb. Bräuche (1984);
 P. Assion u. R. W. Brednich: Bauen u. Wohnen im dt. Südwesten. Dörfl. Kultur vom 15. bis zum 19. Jh. (1984);
 
Schwäb. Volkssagen, hg. v. L. Petzoldt (1990).
 
II
Schwaben,
 
1) Regierungsbezirk in Bayern, 9 992 km2, 1,745 Mio. Einwohner; umfasst die kreisfreien Städte Augsburg, Kaufbeuren, Kempten (Allgäu) und Memmingen sowie die Landkreise Aichach-Friedberg, Augsburg, Dillingen an der Donau, Donau-Ries, Günzburg, Lindau (Bodensee), Neu-Ulm, Oberallgäu, Ostallgäu und Unterallgäu.
 
 
 2) ehemaliges Herzogtum, nach den germanischen Sweben benannt. Schwaben umfasste das ganze Gebiet des schwäbisch-alemannischen Sprachstamms: die deutschsprachige Schweiz (mit Graubünden), das Elsass, Südbaden, Württemberg (ohne den Norden), Bayerisch-Schwaben, Liechtenstein und Vorarlberg. Mit Einführung der Grafschaftsverfassung wurde Schwaben 746 nach Beseitigung des alemannischen Herzogtums fest in das Fränkische Reich einbezogen. In den Machtkämpfen um die Stammesführung beim Zerfall des Karolingerreichs setzte sich Burchard I. durch. Ihm gelang 917 gegen erheblichen Widerstand die Gründung des neuen Herzogtums Schwaben. Nach Burchards Tod 926 bestimmte König Heinrich I. den fränkischen, also stammesfremden Konradiner Hermann (✝ 949) zum Nachfolger und setzte damit den Amtscharakter des Herzogtums durch. Eine dynastische Kontinuität entstand mit der Einsetzung des Staufers Friedrich I. zum Herzog (1079). Schwaben war zu dieser Zeit Mittelpunkt der antisalischen Opposition wie der monastischen Reformbewegung mit dem Zentrum Sankt Blasien. Unter den Staufern erlebte Schwaben seine glanzvollste Epoche. Nach Konradins Tod (1268) setzte der Prozess der territorialen Auflösung ein, dessen Hauptnutznießer die Grafen von Württemberg wurden; daneben verfügten v. a. die Habsburger über umfangreichen Besitz. Das Reichsgut hatte König Rudolf I. durch seine Revindikationspolitik der Krone zu bewahren versucht; es war zum Teil organisiert in der »Reichslandvogtei in Ober- und Niederschwaben« (seit 1378). Reichsinteressen vertraten besonders die zahlenmäßig starke Reichsritterschaft und die Reichsstädte. Die Schaffung des Schwäbischen Reichskreises (1500) bewahrte bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches eine übergreifende politische Ordnung. Aus den 1803 im Reichsdeputationshauptschluss angefallenen bedeutenden östlichen Teilen des Schwäbischen Reichskreises und 1805-06 gewonnenen österreichischen und anderen Gebieten (1810 kam davon v. a. Ulm an Württemberg) entstand 1817 der Oberdonaukreis (Sitz Augsburg), 1837 in Kreis Schwaben und Neuburg, 1934 in Regierungsbezirk Schwaben umbenannt.
 
 
H. Maurer: Der Herzog von S. (1978);
 
S. von 1268 bis 1803, bearb. v. P. Blickle (1979).
 

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Schwa|ben; -s: Region in Südwestdeutschland.

Universal-Lexikon. 2012.

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